Wenn man nach Pakistan reist oder sich in Pakistan aufhält, kommt man nicht drumherum, sich mit dem Thema Sicherheit zu beschäftigten. Eine häufig genutzte Informationsquelle ist das Auswärtige Amt. Auf seiner Internetseite warnt das Auswärtige Amt insb. vor Reisen nach Balochistan, in die Federally Administered Tribal Areas (kurz FATA) und nach Peshawar. Ist es in Pakistan denn überhaupt sicher? Die Einschätzung der Sicherheitslage ist durchaus differenzierter zu sehen als die des Auswärtigen Amtes. Im Grunde genommen gibt es vier Stufen:
- Es gibt Gebiete, die für Ausländer absolut tabu sind. Das betrifft das gesamte Grenzgebiet zu Afghanistan, so z.B. die bereits genannten FATA. In diesen Gebieten gelten die Gesetze der jeweiligen Stämme, nicht die pakistanischen. Da die pakistanische Armee keine Kontrolle über diese Gebiete hat, ist davon auszugehen, dass sich in diesen Gebieten zurückgezogen Extremisten aufhalten.
- Dann gibt es Gebiete, die nicht als vollständig stabil gelten, jedoch für Ausländer (z.T. unter Vorlage von einem No-Objective-Certificate) zugänglich sind. Dies betrifft z.B. die Gegend um Chilas und Gilgit, Azad Kashmir oder das von mir bereiste Balochistan. Um auf Nummer Sicher zu gehen, wird dem Reisenden meist Polizeischutz gewährt.
- Andere Gebiete in Pakistan wiederum können problemlos als Ausländer bereist werden. Es wird jedoch empfohlen, eine ortskundige Begleitung zur Seite zu haben, so z.B. in Peshawar oder in der Gegend um Chitral.
- In den restlichen Gebieten Pakistans – und das betrifft die pakistanischen Millionenstädte Karachi, Lahore, Rawalpindi, Failsalabad und Islamabad sowie die Provinzen Sindh, Punjab und den überwiegenden Teil der nordpakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa können sich Ausländer problemlos aufhalten und frei bewegen.
Grob geschätzt entfallen so auf die Stufen 1, 2, 3 und 4 20%, 30%, 5% und 45% der Landesfläche Pakistans.
Im alltäglichen Leben ist das Thema Sicherheit so präsent wie in in keinem anderen von mir bereisten Land: Noch nie zuvor habe ich so viele Waffen wahrgenommen wie in Pakistan. Zu beachten ist jedoch: Waffen haben eine andere Bedeutung als bei uns. In Pakistan gelten Waffen als Statussymbole und Schmuckstücke. Auf einem Bild aus dem 19. Jahrhundert sehe ich, wie Bewohner eines Stammes im heutigen Nordpakistan mit ihren Waffen posieren. Und auch heute ist es selbstverständlich, zu „besonderen Anlässen“ sein Schmuckstück herauszuholen: Es ist völlig normal, zur Hochzeit oder nach einem gewonnen Cricket-Match Freudenschüsse abzufeuern. Da stellt dann nicht der Schuss, sondern die herabfallende Munition die Gefahr dar. Der Waffenbesitz hat im Gebiet des heutigen Pakistans also Tradition und zunächst nichts mit Terrorismus zu tun.
Fatal ist, wenn sich diese Tradition mit den radikalen Ansichten der Extremisten vermischt. Mit meinen Gastgebern thematisiere ich die Entstehung des Terrorismus in Pakistan und Afghanistan. Ich bin erstaunt wie jung die Geschichte des Terrorismus in Pakistan ist – und dazu, wie hausgemacht. Und das kam so: Als die Sowjetunion in den 1980er Jahren versuchte, ihren Einfluss nach Afghanistan und schließlich nach Pakistan auszuweiten, schritt die USA ein. Als Verbündete fand die USA die Stämme im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Sie kennen sich in den Bergen gut aus und wissen, wie Feinde dort zu bekämpfen sind. Die Kämpfer wurden radikalisiert und somit auf den neuen Feind, die Sowjetunion, eingestellt. Der Sowjetunion ist die Süderweiterung nach Afghanistan und darüber hinaus nicht gelungen. Die USA zogen sich zurück, die Kämpfer blieben jedoch radikalisiert und bis auf die Zähne mit amerikanischen Waffen ausgestattet. Aus den bis in die 1980er eigentlich friedlich lebenden Stämmen im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet wurden durch den Eingriff westlicher Mächte tickende Zeitbomben.
danke für die fundierten Infos!!!!! Cooles letztes Foto!!!!!!
Interessant! Pass weiterhin gut auf Dich auf!
Das Bild muss als Poster!!! ^^
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